Kommentar von Peter Wick, Co-Verleger ZU24.ch und Einwohner von Eglisau:
Der Regierungsrat hat entschieden, nun ist der Kantonsrat am Zug. In der Causa Umfahrung Eglisau muss er sowohl über einen angepassten Richtplan als auch über den Objektkredit von 580 Millionen Franken befinden. Damit steht ein Projekt zur Diskussion, das Eglisau und das Rafzerfeld seit über 50 Jahren beschäftigt und für die betroffene Bevölkerung längst zu einer existenziellen Frage geworden ist.
Die Umfahrung Eglisau muss zwei anspruchsvolle Hürden im Kantonsrat nehmen und danach mit hoher Wahrscheinlichkeit eine in der heutigen Zeit äusserst schwierige Volksabstimmung im Kanton Zürich bestehen. Ein Kredit für Strasseninfrastruktur in der Höhe von 580 Millionen Franken ist selbst in einem bürgerlich geprägten Kantonsrat alles andere als sicher. Wird auch nur eine der beiden Vorlagen abgelehnt, ist die Umfahrung Eglisau politisch erledigt.
Für Eglisau und seine Bevölkerung wäre dies ein Nackenschlag sondergleichen. Aber auch für das Rafzerfeld, das Zürcher Unterland und die Flughafenregion käme eine Ablehnung einer Teilkastration der wirtschaftlichen Entwicklung und der regionalen Prosperität gleich.
Das vorliegende Projekt wurde unter Berücksichtigung von Umwelt- und Landschaftsschutz sorgfältig geplant und mit möglichst geringen Eingriffen in die Natur ausgestaltet. Bei allem berechtigten Verständnis für den Naturschutz stellt sich dennoch eine zentrale Frage: Muss es nicht möglich sein, neben Würmern, Fröschen, Käfer, Heugümper und Bäumen auch die Bewohnerinnen und Bewohner sowie insbesondere Kinder vor Lärm, Abgasen und Verkehrsgefahren zu schützen? Welches Wohl ist hier höher zu gewichten?
Die Aussage der SP, der Verkehr werde mit der Umfahrung nicht auf die Schiene verlagert, wirkt wie ein Vorwand, um sich für Sparbeschlüsse des Kantonsrates zu revanchieren – auf dem Rücken der leidenden Bevölkerung von Eglisau. Es kann nicht sein, dass ein Städtchen dauerhaft mehr Verkehr ertragen muss, als sich durch den Gotthard drängt.
Auch der wirtschaftliche Aufschwung, den das Rafzerfeld derzeit erlebt, würde mit einer Ablehnung der Umfahrung massiv ausgebremst. Es ist schlicht unrealistisch, den gesamten Verkehr auf die Schiene zu verlagern – selbst wenn linke und grüne Parteien dies mit ihrer Ablehnung der Umfahrung Eglisau erreichen oder gar erzwingen möchten.
Ja, auch ich halte den Projektkredit von 580 Millionen Franken für einen enormen Betrag. Genau dieser Betrag wird in einer allfälligen Volksabstimmung im Kanton Zürich zu einer extrem hohen Hürde für eine Zustimmung werden. Gemeinden auf dem Hirzel warten seit Jahren auf einen Tunnel, das Zürcher Oberland auf eine Umfahrung von Wetzikon – passiert ist wenig. Woher soll also das Verständnis von Gemeinden wie Sternenberg, Richterswil oder Maschwanden kommen, wie es Rolf Hartl, Präsident des Vereins Umfahrung Eglisau, formuliert hat, für ein 580-Millionen-Projekt weit ausserhalb ihrer eigenen Lebensrealität?
So sehr man es der wunderschönen Unterländer Gemeinde Eglisau, dem Rafzerfeld und dem gesamten Unterland wünschen würde: Die (Weihnachts-)Sterne stehen derzeit schlecht für eine Umfahrung. Nicht, weil sie verkehrlich oder volkswirtschaftlich keinen Sinn machen würde - ganz im Gegenteil -, sondern weil der Naturschutz im Vorliegenden Fall über das Wohl der Bevölkerung gestellt wird und politische Fehden auf den Schultern jener ausgetragen werden, die tagtäglich am stärksten unter der heutigen Situation leiden.