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Region Kloten
25.12.2025

Warum tut ihr dem EHC Kloten das an?

Bild: Reto Turotti, Szenemagazin
Der EHC Kloten spielt ehrliches, feines Hockey. Doch das Publikum bleibt weg. Klaus Zaugg trifft mit seiner Analyse mitten ins Herz.

Es gibt Klubs, die schreien nach Aufmerksamkeit. Und es gibt Kloten.

Der EHC Kloten gehört zu den stillen Vertretern des Schweizer Eishockeys. Ein Traditionsklub mit Werten. Mit Vernunft. Mit Stil. Und gerade deshalb mit einem Problem: Kaum jemand sieht hin.

Klaus Zaugg, der wohl bekannteste Eishockey-Schreiber des Landes, hat das getan – hingeschaut. In einem seiner persönlichsten Texte auf watson.ch beschreibt er, was den EHC Kloten heute ausmacht. Und was ihm fehlt. Die Fans. Die Anerkennung. Die Bühne, die er verdient hätte.

Ein Film von Kaurismäki – gedreht in Kloten

Wenn es nach Zaugg geht, wäre Kloten der perfekte Schauplatz für ein Eishockey-Drama des finnischen Kultregisseurs Aki Kaurismäki. Melancholisch. Leise. Tiefgründig. Der Vergleich passt. Nicht nur, weil an der Bande mit Lauri Marjamäki ein Finne steht. Sondern weil Kloten genau diese Stimmung verkörpert: Nachdenklich, traditionsbewusst, ohne Spektakel – aber mit Seele.

Die „Achse der Vernünftigen“

Kloten gehört zusammen mit Langnau zu dem, was Zaugg die „Achse der Vernünftigen“ nennt. Klubs, die haushalten. Die solide arbeiten. Die lieber Charakter entwickeln als Stars kaufen. Und dafür regelmässig belächelt oder übersehen werden.

Das jüngste Spiel gegen die SCL Tigers ist sinnbildlich: Kloten spielt stark, liegt zurück, kämpft sich ran, verliert in der Verlängerung. Keine Schlagzeilen. Kein Aufschrei. Nur stille Enttäuschung. Und trotzdem ist da etwas. Eine Qualität, die man nur sieht, wenn man genauer hinschaut.

Die „Schluefweg-Philharmoniker“

Zaugg beschreibt das Spiel des EHC Kloten mit einem Bild, das hängen bleibt: Ein Fünferblock, der sich wie ein Vogelschwarm übers Eis bewegt. Konstruktiv. Schnell. Diszipliniert. Kein anderes Team in der Liga hat weniger Strafminuten gesammelt. Kein anderes Team spielt mit so viel System und so wenig Härte.

Er nennt sie die „Schluefweg-Philharmoniker“. Ein wunderbares Lob – aber auch eine stille Anklage: Warum wird das nicht gewürdigt?

Chris von Rohr sagt es, wie es ist

Und dann bringt es ausgerechnet Rocker Chris von Rohr auf den Punkt. «Was im Leben zählt, ist das, was du gibst – nicht, was du nimmst.» Kloten gibt. Woche für Woche. Auf dem Eis. Im Nachwuchs. Im Umgang mit seinem knappen Budget. Aber nehmen? Tut der Klub fast nichts. Kein Ruhm. Kaum Zuschauer. Wenig Respekt.

Der stille Schmerz einer Hockeystadt

Kloten ist keine Eishockey-Weltstadt mehr. Aber es ist ein Ort, an dem dieser Sport noch eine Seele hat. Eine, die gepflegt wird. Eine, die es verdient, gesehen zu werden.

Zaugg hat mit seinem Text kein Urteil gesprochen – sondern eine Liebeserklärung geschrieben. An einen Klub, der nicht schreit, nicht provoziert, sondern einfach Hockey lebt.

Und wir? Wir schauen weg. Warum eigentlich? Ab ins Stadion!

Hier geht es zum Original-Artikel von Klaus Zaugg auf Watson. 

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mj
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