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18.12.2025
18.12.2025 13:32 Uhr

Umfahrung Eglisau: Regierungsrat beantragt Anpassung des kantonalen Richtplans

Bild: Gemeinde Eglisau
Neues Projekt weicht von bisheriger Linienführung ab – Kostenrahmen steigt auf rund 580 Millionen Franken, Baustart frühestens ab 2037 möglich.

Der Regierungsrat des Kantons Zürich beantragt dem Kantonsrat eine Änderung des Richtplaneintrags für die geplante Umfahrung von Eglisau. Grund dafür ist, dass die nun ausgearbeitete Linienführung nicht mit jener übereinstimmt, die im aktuellen kantonalen Richtplan festgelegt ist. Voraussetzung für das weitere Vorgehen ist deshalb eine formelle Anpassung und Festsetzung des Richtplans.

Zweistufiges Verfahren vorgesehen

Stimmt der Kantonsrat der Richtplanänderung zu, will der Regierungsrat in einem zweiten Schritt das vom kantonalen Tiefbauamt ausgearbeitete Vorprojekt light sowie den dazugehörigen Objektkredit von rund 580 Millionen Franken vorlegen. Der Regierungsrat hat sich bewusst für dieses zweistufige Vorgehen entschieden, damit der Kantonsrat bereits auf Richtplanebene einen politischen Grundsatzentscheid fällen kann.

Aufgrund dieses Verfahrens ist ein Baustart frühestens im Jahr 2037 realistisch. Die Bauzeit wird auf rund sechs Jahre geschätzt.

Bild: Kanton Zürich

Deutlich höhere Kosten als ursprünglich angenommen

In einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2021 waren die Kosten für die Umfahrung noch auf rund 275 Millionen Franken geschätzt worden, bei einer Genauigkeit von plus oder minus 30 Prozent. Die vertiefte Projektierung hat nun jedoch einen Kostenrahmen von rund 580 Millionen Franken ergeben.

Der starke Anstieg ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Rund 42 Millionen Franken entfallen auf Teuerung und Mehrwertsteueranpassungen. Weitere rund 50 Millionen Franken betreffen Kosten, die in der Machbarkeitsstudie noch nicht enthalten waren, darunter Landerwerb, ökologische Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen sowie flankierende Massnahmen entlang der Ortsdurchfahrt. Hinzu kommen Mehrkosten von rund 160 Millionen Franken für bauliche Anpassungen wie grössere Tunnelquerschnitte, Sicherheitsstollen, Werkleitungskanäle, Kunstbauten bei Anschlüssen, die SBB-Unterführung sowie eine grössere Spannweite der geplanten Rheinbrücke. Zudem sind Reserven und Risikopositionen von 53 Millionen Franken eingerechnet.

Lange Vorgeschichte und komplexe Rahmenbedingungen

Seit den 1980er-Jahren wurden im Raum Eglisau zahlreiche Brücken- und Tunnelvarianten geprüft. Die Querung des Rheins stellt aufgrund der Topografie, der Landschaft sowie der Landes- und Kantonsgrenzen eine besondere Herausforderung dar. Nach einer überwiesenen Motion wurden eine Vorstudie sowie ein Projektwettbewerb durchgeführt. Darauf aufbauend entstand das aktuelle Vorprojekt light.

Die geplante Umfahrung ist rund 4,4 Kilometer lang und verläuft über weite Strecken in zwei Tunnels. Dadurch sollen Schutzgebiete, geschützte Objekte und das Siedlungsgebiet möglichst geschont werden. Die Linienführung wird stark durch bundesrechtlich geschützte Inventarobjekte bestimmt.

Zentrales Element des Projekts ist eine rund 470 Meter lange Rheinbrücke, entworfen von der Calatrava Valls AG. Sie soll rund 700 Meter westlich des bestehenden Eisenbahnviadukts zu liegen kommen und die historische Brückenlandschaft von Eglisau ergänzen. Die Umfahrung ist durchgehend zweispurig geplant, sämtliche Anschlüsse sollen kreuzungsfrei ausgeführt werden.

Abwägung zwischen Natur- und Verkehrsinteressen

In ihren Gutachten bevorzugten die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission sowie die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege zwar eine vollständig unterirdische Rheinquerung. Eine oberirdische Lösung schliessen sie jedoch nicht grundsätzlich aus. Eine komplett unterirdische Variante wurde vom Regierungsrat aufgrund der sehr hohen Bau- und Betriebskosten als nicht finanzierbar beurteilt.

Für die nun vorgeschlagene Lösung mit Rheinbrücke wurde unter Einbezug kantonaler Fachstellen und externer Experten eine umfassende Interessenabwägung vorgenommen. Der Regierungsrat kommt zum Schluss, dass die gewählte Lösung trotz rechtlicher Risiken unter Berücksichtigung der Verhältnismässigkeit und umfangreicher ökologischer Ausgleichsmassnahmen die gesetzlichen Vorgaben am besten erfüllt.

Verkehrsbelastung nimmt weiter zu

Aktuell überqueren an einem Werktag rund 24 000 Fahrzeuge die Rheinbrücke in Eglisau, davon bis zu zwölf Prozent Lastwagen. Gemäss kantonalen Prognosen dürfte diese Zahl bis 2040 auf über 30 000 Fahrzeuge pro Tag ansteigen. Staus gehören bereits heute zum Alltag.

Vergleichbare Verkehrsbelastungen finden sich sonst nur auf wenigen Strecken wie der Axenstrasse oder dem Brünig. Die nächsten leistungsfähigen Rheinquerungen befinden sich in Koblenz im Aargau und in Schaffhausen. Eine alternative leistungsfähige Nord-Süd-Strassenverbindung über den Rhein existiert in der Region Zürich derzeit nicht.

pw
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