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05.12.2025

Mehr Passagiere, mehr Lärm: Flughafen Zürich kämpft mit nächtlichen Verspätungen und gestiegenem Fluglärm

Bild: Fluhafen Zürich
Trotz Rückgang der Spätflüge überschreitet der Zürcher Fluglärm-Index den Richtwert – Kanton fordert weitere Massnahmen für Anwohner und Umwelt

Der Flughafen Zürich hat sich 2024 von den Folgen der Pandemie erholt: Mit 31,1 Millionen Passagieren erreichte er wieder das Vorkrisenniveau. Doch die Kehrseite des Booms sind gestiegene Lärmbelastung und anhaltende Herausforderungen bei nächtlichen Flugbewegungen. Der kürzlich veröffentlichte Flughafenbericht 2025 des Regierungsrats zeigt: Der Zürcher Fluglärm-Index (ZFI) liegt erneut über dem Richtwert – trotz erster Erfolge bei der Reduktion von Spätflügen.

Erholung mit Nebenwirkungen: Mehr Flüge, mehr Lärm

Die schnelle Erholung der Reisenachfrage brachte den Flughafen 2024 an seine Grenzen. 198 Destinationen in 74 Ländern wurden bedient, doch personelle Engpässe, Streiks im Ausland und extreme Wettersituationen führten zu längeren Wartezeiten und Verspätungen. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten verschärften die Situation: Gesperrter Luftraum verlängerte Flugrouten nach Asien, was zusätzliche Belastungen für Crews und Passagiere mit sich brachte.

Doch nicht nur die Passagiere spürten die Folgen. Der ZFI-Monitoringwert für 2024 stieg auf 55.725 betroffene Personen – ein Plus von 17% gegenüber dem Richtwert und 5% mehr als 2023. Besonders betroffen sind Anwohner: 32.213 Menschen fühlen sich tagsüber stark belästigt (+7%), 23.512 werden nachts im Schlaf gestört (+2%).

Nachtflüge: Erster Rückgang, aber noch nicht genug

Ein Lichtblick: Die Anzahl der Flüge zwischen 23:00 und 23:30 Uhr – der sogenannten „bewilligungsfreien Verspätungsabbauzeit“ – ist 2024 erstmals wieder gesunken. Auch für 2025 deutet sich ein deutlicher Rückgang an. „Das ist sehr erfreulich“, betont Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh. Doch das Niveau bleibe „weiterhin zu hoch“.

Der Kanton Zürich, als grösster Minderheitsaktionär der Flughafen Zürich AG, hatte in seiner Eigentümerstrategie klare Erwartungen formuliert – insbesondere zur Begrenzung von Lärmimmissionen. Bisher wurden diese nicht erfüllt. Als Gegenmassnahme wurden die Nachtzuschläge erhöht, um Airlines zu pünktlicheren Flügen zu bewegen. Ob das reicht, bleibt abzuwarten.

Zukunft: Infrastruktur und Flottenerneuerung als Schlüssel

Für eine langfristige Verbesserung braucht es mehr als betriebliche Anpassungen. Geplant sind Infrastrukturprojekte wie die Verlängerung der Pisten 28 und 32, um die Pünktlichkeit zu erhöhen und Lärm zu reduzieren. Zudem sollen moderne, leisere Flugzeuge mittelfristig den ZFI-Wert senken.

Doch das Bevölkerungswachstum in Flughafennähe bleibt ein Problem: Mehr Anwohner bedeuten mehr Betroffene – selbst wenn die Lärmemissionen sinken. „Die Flottenerneuerung zeigt Wirkung, aber wir müssen weiter an Lösungen arbeiten“, so Walker Späh.

Wirtschaftsfaktor mit ökologischem Preis

Der Flughafen Zürich ist ein wichtiger Standortfaktor für die Schweiz. Doch der Preis für das Wachstum ist hoch: Lärm, nächtliche Störungen und Umweltbelastungen fordern die Region heraus. Während die Passagierzahlen wieder steigen, bleibt die Balance zwischen Wirtschaft und Lebensqualität eine der grössten Aufgaben für die kommenden Jahre.

Was bedeutet das für Anwohner und Reisende?

  • Für Anwohner: Der Kanton verspricht weitere Massnahmen, doch bis diese wirken, bleibt die Lärmbelastung hoch.
  • Für Reisende: Die Pünktlichkeit soll durch Infrastrukturprojekte verbessert werden – doch bis dahin müssen sie mit Verspätungen rechnen.
  • Für die Umwelt: Die Flottenerneuerung könnte langfristig Entlastung bringen, doch der Druck auf den Flughafen bleibt gross.
pw
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