Die jüngste Schliessung des Gasthofs Hirschen in Eglisau sorgt für Aufsehen – und ist kein Einzelfall: Im Zürcher Unterland kämpfen immer mehr Gastrobetriebe ums Überleben. Einige geben ganz auf. Für Christian Pfaller, Politik-Verantwortlicher im Vorstand von Gastro Zürich Unterland und Gemeindepräsident von Bassersdorf, ist klar: Die Branche steht unter Druck.
„Das Zürcher Unterland hat im Verhältnis zu der Einwohnerzahl eine hohe Dichte an Gastronomiebetrieben. Doch gerade rund um Zürich besteht durch das verbesserte ÖV-Angebot auch zunehmend eine direkte Konkurrenz mit den Gastrobetrieben aus der Stadt Zürich. Konjunkturschwankungen haben bekanntermassen direkte Auswirkungen auf das ‚Kima‘ in der Gastronomie. Dementsprechend zeichnen sich für viele Gastronomiebetriebe in Zukunft herausfordernden Zeiten an.“
Pfaller betont die Bedeutung der kommunalen Politik, um den Standort attraktiv zu halten – auch in kleineren Orten wie Eglisau. „Aus meiner persönlichen Sicht und auch aus Sicht vom Verband Gastro Zürich Unterland sollte die lokale Politik möglichst gute Rahmenbedingungen schaffen, die das Betreiben eines Gastronomiebetriebes ermöglichen. Dies gilt für alle Gewerbebetriebe.“
Ein häufig unterschätztes Thema sei die Erreichbarkeit: „Das Vorhandensein von Parkplätzen und eine uneingeschränkte Zufahrt mit dem Auto ist sicher für die meisten Gastronomen auf dem Land unabdingbar. Wie ernst das die Gemeinde genommen hat, kann ich nicht beurteilen. Ich kann mir aber vorstellen, dass das Thema Verkehr, unter anderem die Herausforderungen durch die hohen Saisonalität des Rheins als Naherholungsgebiet, sicher schwierig sind für die Gemeinde.“
Dass viele Wirte sich von der Politik im Stich gelassen fühlen, kann Pfaller teilweise nachvollziehen – und verweist auf eigene Bemühungen: „Wir versuchen das im Verband aktiv anzusprechen. Es gibt im Kantonsrat eine Fachgruppe rund um das Thema Gastronomie. Als Verband haben wir immer ein offenes Ohr für unsere Betriebe. Wenn jemand ein Anliegen hat, dann versuchen wir zu vermitteln.“
Zur Schliessung des Gasthofs Hirschen und der Kritik von Betreiber Werner Dubno („mangelnde Wertschätzung“, „fehlender Dialog“) sagt Pfaller: „Das kann ich nicht beurteilen, ich habe vom Entscheid von Herrn Dubno aus den Medien erfahren und auch bei Gastro Zürcher Unterland ist dazu vorgängig nichts eingegangen.“
Trotzdem sieht er die Gemeinden in der Pflicht: „Verantwortung wohl keine. Ich denke aber, als verantwortliche in einer Gemeinde, versucht man möglichst gute Rahmenbedingungen für das Gewerbe zu schaffen.“
Welche Massnahmen dabei helfen können, macht Pfaller ebenfalls deutlich: „Zentral sind sicher zahlbare Gastronomie-Flächen, den Erhalt eines aktiven Detailhandels, Parkplätze und eine unkomplizierte Handhabung rund um Aussensitzplätze und Öffnungszeiten.“
Immer öfter werde auch die Bewilligungspraxis zum Stolperstein: „Wir merken – nicht nur in der Gastronomie – dass Bewilligungsprozesse und Auflagen immer bürokratischer werden. Ziel müsste es sein diese Dinge weniger zu verwalten, sondern pragmatisch zu lösen. Hinter diesem bürgerlichen Anliegen stehe ich als Kantonsrat und Gewerbler auf dem Handwerk.“
Sein Appell an die Politik ist deutlich: „Eine möglichst offene Kommunikation mit den betroffenen Betrieben. Es sollte versucht werden aufzuzeigen, wie eine Lösung, um die geltenden Vorschriften zu erfüllen, aussehen könnte, Keine Steine in den Weg legen. Möglichst keine zusätzlichen Auflagen einfordern und natürlich den Erhalt von Parkplätzen und Zufahrtsmöglichkeiten.“
Und was rät er der Gemeinde Eglisau konkret? „Da ich wie erwähnt, alles aus den Medien erfahren habe und über kein Hintergrundwissen verfüge, steht es mir nicht zu, Ratschläge zu erteilen. Allgemein gilt aus meiner Erfahrung: der direkte Dialog fördert das Verständnis füreinander. Dies kann auch gerne über Gastro Zürcher Unterland erfolgen.“