Die Nachricht über das Ende des Gasthofs Hirschen schlägt in Eglisau hohe Wellen. Seit zu24 exklusiv über die geplante Schliessung berichtete, ist die digitale Anteilnahme überwältigend. In den sozialen Medien mischen sich Dankbarkeit, Enttäuschung – und zunehmend auch politische Kritik.
Ursula Fehr, ehemalige Eglisauer Gemeindepräsidentin, meldete sich ebenfalls zu Wort. Sie würdigte die grossen Verdienste von Betreiber Werner Dubno, der das historische Gebäude mit grossem Aufwand saniert und zu einem Ort für gehobene Gastronomie und kulturelle Highlights gemacht habe. Besonders in den letzten Jahren sei der Hirschen zu einer Bühne für Veranstaltungen wie „Eglisau lacht“ oder die beliebten Soirées geworden. Dass Dubno sich vom Gemeinderat nicht unterstützt und nicht wertgeschätzt fühle, stimme sie traurig. Aus ihrer Sicht sei der Dialog zwischen Gemeinde und Gastronomie über Jahre hinweg schiefgelaufen – nun stehe man vor einem Scherbenhaufen.
Auch viele andere Nutzerinnen und Nutzer reagierten mit Entsetzen. Zahlreiche Kommentare erinnerten an den Hirschen als Ort der Begegnung, des Genusses und der Gastfreundschaft.
Userin M.F.B. sprach vom Verlust eines einzigartigen Lokals, das mehr als nur ein Restaurant gewesen sei – ein mit Liebe zum Detail renoviertes Haus, das Menschen zusammengebracht habe und über fast zwei Jahrzehnte ein Zuhause für viele gewesen sei.
User C.M. zeichnete ein düsteres Bild der Entwicklung im Städtli: Ein Restaurant nach dem anderen habe in den letzten Jahren geschlossen, nun verschwinde auch der letzte klassische Betrieb. Für ihn ist klar: Wo Autos verbannt werden, bleiben irgendwann auch die Menschen aus.
Userin S.M.H. kritisierte, dass in Eglisau lieber auf Ruhe gesetzt werde als auf Leben. Wer etwas wage, laufe Gefahr, ausgebremst zu werden. Das öffentliche Leben ziehe sich mehr und mehr in die eigenen vier Wände zurück.
User M.Z. wurde noch deutlicher: Er warf der lokalen Politik vor, Unternehmertum systematisch zu behindern und falsche Prioritäten zu setzen. In seiner Kritik schwang auch grundsätzliche Frustration über gesellschaftliche Entwicklungen mit – Selbständigkeit werde nicht mehr gefördert, sondern ausgebremst.
Userin R.P.H. fragte sich, warum ein Lokal an bester Lage keine Zukunft mehr habe. Pop-up-Konzepte würden gefeiert, während traditionelle Gasthäuser untergingen.
Eine der schärfsten und zugleich prägnantesten Kritiken kam von Urs Schmidli, Architekt und Mitbesitzer der Krone. Er schrieb wörtlich: „‚Wir wollen das Leben im Städtli fördern‘ verkommt zum reinen Lippenbekenntnis. Wir haben genau diese Erfahrung auch mit der Krone gemacht …“
User H.M. sah in der Entwicklung ein deutliches Warnzeichen. Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Gastronomie sei offensichtlich gescheitert – aus seiner Sicht sei es Zeit für eine politische Neuausrichtung.
User L.N.G. äusserte sich ähnlich. Er warf der Gemeinde vor, nicht von erfolgreichen Nachbargemeinden zu lernen und den Schulterschluss mit der Wirtschaft zu meiden.
User F.v.K. zeigte sich schockiert über das abrupte Ende des Gasthofs. Er betonte, dass es hier nicht nur um Küche gehe – sondern um Räume, die für das gesellschaftliche Leben dringend gebraucht würden.
Eines wird in all den Kommentaren klar: Die Schliessung des Hirschen trifft einen Nerv. Sie steht für viele sinnbildlich für den Verlust eines lebendigen Ortskerns und für das langsame Verschwinden von gelebter Gemeinschaft. Was mit dem Gebäude geschieht, ist offen. Doch emotional ist das Kapitel für viele noch lange nicht abgeschlossen.