Auf dem Zürcher Online-Medium von Investigativjournalist Lukas Hässig heisst es: «Der bisherige Geschäftsführer der Glarner Wochenzeitung «Fridolin», Stefan Wenkebach, wurde per superprovisorischer Verfügung wieder eingesetzt. Seine Absetzung durch das Glaner Kantonsgericht sei «rechtswidrig» erfolgt».
500'000 Franken geboten
Damit ist der Weg offenbar wieder frei für einen alternativen Käufer der Zeitung «Fridolin»: Medienunternehmer Bruno Hug (Verleger von Linth24 und www.portal24.ch) könnte als Haupt-Investor das Glarner Traditionsblatt übernehmen.
Wie «Inside Paradeplatz» schreibt, hat die Gruppe um Hug für die meistgelesen Glarner Zeitung 500’000 Franken geboten, fast doppelt so viel wie der Churer Verlag Somedia, zu dem auch die «Glarner Nachrichten» und die «Linth-Zeitung» gehören.
Somedia bot 275'000 Franken
Der Verlag Somedia, im Besitz der Familie Lebrument, hatte sich den überschuldeten «Fridolin» vor elf Tagen in einer Blitzaktion für 275’000 Franken gesichert. Jedoch wurde nach dem «Deal» sogleich Kritik laut. Verschiedene Medien berichteten, der vom Glarner Kantonsgericht eingesetzte Sachwalter, der den Konkurs des Glarner Medienhauses hätte gerecht abwickeln sollen, sei der Churer Somedia nahe gestanden und habe zusammen mit dem Gericht den überraschenden Deal ins Bündnerland ermöglicht.
Glarner Obergericht greift ein
Das ging dem Glarner Obergericht offenbar zu weit. Es rügte gestern in seinem Urteil den Zeitungsdeal des Kantonsgerichts als «seltsam». Die geplante Übernahme durch Somedia sei vorerst hinfällig.
Damit ist das drohende Medienmonopol der Churer Verlegerfamilie der Lebruments im Kanton Glarus vorerst gestoppt. Denn, ginge der «Fridolin» an die Churer, gehörten in Glaus alle Zeitungen dem auswertigen Bündner Verlag.
Tische räumen, Schlüssel abgeben
Zwischenzeitlich hatten sich die Bündner Verleger im Medienhaus des «Fridolin» an den Cheftischen schon niedergelassen. Doch am Dienstagmorgen mussten sie aufgrund des Urteils des Glarner Obergerichts ihre Tische wieder räumen – und die Schlüssel zum Verlagshaus abgeben.
Gegenüber dem Medienportal «persönlich.com» sagt Hug, für ihn gebe es gegenüber dem Churer Verlag keine Schadenfreude. Aber er freue sich bei einem Zuschlag des «Fridolin», dass es im Glarnerland weiterhin Medienvielfalt gebe.
Hug zurückhaltend
Auch sonst gibt sich Verleger Hug im Interview mit «persönlich» zurückhaltend. Obwohl er zusammen mit Mitinvestoren bereits eine halbe Million Franken eingezahlt hat, verweist er darauf, dass die endgültige Entscheidung beim Gericht liege. Somit sei noch unklar, wer definitiv Verleger der äusserst beliebten Glarner Wochenzeitung werde.
Schutzpatron «Fridolin»
Für den Fall, dass er es werde, so Hug, seien im «Fridolin»-Verlag kaum Änderungen zu erwarten. Der Fridolin sei der Schutzpatron der Glarner Bevölkerung und schütze sie vor «Erbschleichern», wie er «persönlich» sagt. Die Zeitung sei eine einzigartige Glarner Institution, die es zu schützen gelte.
Und die Obersee Nachrichten?
Auf die Frage, was mit den von ihm 1981 gegründeten und später von ihm an die Churer Somedia verkauften «Obersee Nachrichten» geschehe, verweist Bruno Hug einmal mehr auf das Glarner Gericht. «Man wird sehen» sagt er dazu nur.